Mein (erstes) Girokonto

deutschebank_emblemGeldgeschenke, Spareinlagen zu kirchlichen Festen und Geburtstagen, großelterliche Zuwendungen, immer wieder mal kleinere mal größere Beträge, die bei Seite gelegt werden und “gespart” werden sollten. Nicht nur eines, nein, drei Sparbücher hatte ich bei der Volksbank und der Sparkasse bei uns im Ort. Irgendwann war es dann soweit, ich wollte mir zum Taschengeld eine Kleinigkeit dazu verdienen, es begann damit im Wohnviertel bei mir vor der Haustüre die Wochenschriften auszutragen. Die eine, schlecht bezahlte, war 14-tägig, die andere, sehr gut bezahlte entweder 14-tägig verschoben oder sogar nur monatlich. Es war nicht viel Geld, heute gesehen, einmal 20DM und das andere Mal etwa 40DM, aber es kam ein erklecklicher Betrag zusammen, der in HiFi angelegt wurde. By the way: Diese Geräte habe ich heute noch in voller Funktion, doch dazu wann anders vielleicht mehr! All diese Beträge konnte ich mir da noch auf eines meiner Sparbücher übertragen lassen.

Die Schulzeit näherte sich dem Ende, mein Führerschein stand an und der erste große Ferienjob über zweieinhalb Wochen bei einem großen Ventilatorenhersteller bei uns im Ort lag vor mir um die ersten Kröten dazu zu verdienen. Das Geld musste dann auch für die Fahrschule recht schnell verfügbar sein, ein Sparbuch mit Barabhebung und Auszahlungslimit bei Kündigungsfristen erschien auch mir denkbar ungeeignet. Also machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Institut, bei dem ich mein Geld ablegen und nach Bedarf bewegen konnte. Seinerzeit gab es in dem kleinen Städtchen meiner Kindheit und Jugend noch fünf(!) Geld- und Kreditinstitute, die Sparkasse, die Volksbank, die Commerzbank, die Deutsche Bank sowie eine Filiale einer Landesbank. Ein privates Geldhaus habe ich dabei noch nicht mit hineingerechnet, da als Otto-Normalverbraucher mit kleinem Geld ich dort sicher keinen adäquaten Zugang gefunden hätte.

Nach einiger Überlegung schieden bereits drei der fünf Geldhäuser aus: Sparkasse und Volksbank, die Landesbank. Sparkasse und Volksbank zum einen wegen eines Images mir gegenüber, es waren die Banken vom Land, mir war damals schon klar, dass ich zum Studium weg, weiter weg musste und jetzt hier ein Konto einrichten um in ein-zwei-oder drei Jahren woanders wieder ein neues zu eröffnen? Das fand ich ungeschickt, zumal beide Häuser kein kostenfreies Girokonto anboten. Die Landesbank schied für mich aus, weil ich nicht wusste wie ich Zugang zu meinem Konto und Geld finden konnte, denn ich hatte nur eifrig beobachtet in anderen Städten, wo es noch so Filialen der Landesbank gab und musste feststellen: die sind dünn gesät!

Letztlich musste ich mich entscheiden zwischen Commerzbank (oder war das damals doch noch die Dresdner Bank?) und Deutscher Bank. Für mich punktete die Deutsche Bank rasch, ein Konto, das meines bleibt, egal wo ich hinziehe und auf das ich von überall aus deutschen Filialen und Automaten Zugriff habe. Das war für mich sehr wichtig, Internet am Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrtausends war noch nicht so richtig, vieles seinerzeit nur über BTx und das war nur ein Monolog auf einem Bildschirm! Dafür Telefonbanking bei der Deutschen Bank, das erste Internetbanking (war meinen Eltern seinerzeit und bis heute unheimlich, “…wenn da was schief läuft, O-Gott-o-Gott…!”), ein junges Konto, das im Guthaben geführt werden konnte und dann kostenfrei war (auch hier hatte ich mit den Bedenken meiner Eltern zu kämpfen, dass das Konto ja überzogen werden konnte und mir die Kosten dann über den Kopf steigen!) und überhaupt, die junge Dame die mit mir die Verträge machte fand ich damals herzallerliebst. Später zeigte sich die Entscheidung mit der Deutschen Bank nochmals für korrekt, als 1997 die Cashgroup gegründet wurde im Gegenzug zur Kündigung der Höchstentgeltvereinabrung der Sparkassen, die mit ihren Automaten und fremden ec-Kunden mehr Kohle machen wollten. Somit wurde den Kunden ermöglicht mit ihrer ec-Karte bei Dresdner Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank und später auch der Postbank sowie auch bei angeschlossenen Banken im europäischen Ausland kostenfrei Geld abzuheben. In all diesen genannten Punkten profitierte ich die sich anschliessenden Jahre erheblich. Heute ist Internetbanking vollkommen normal, einen Filialbesuch habe ich dann eigentlich – ausser zum Geld abheben am Automaten – im Anschluss nie wieder vornehmen müssen.

Mittlerweile sind fast 25 (!) Jahre vergangen, es hat sich einiges geändert. Von den seinerzeit in meinem Heimatort ansässigen Geldhäusern, sind die Sparkasse und die Volksbank übrig geblieben. Nachdem sich die Deutsche Bank zurückgezogen hatte und die Filiale vor Ort aufgelöst hatte, war es lange Zeit dann Dank cashgroup möglich, auch bei der Post am Automaten kostenfrei Geld zu beziehen. Nachdem die Postbank aus dieser Poststelle ausgezogen ist, wurde auch der Geldautomat entfernt. Heute fährst Du zwanzig Kilometer zum nächsten Automaten.

P.S.: …und: ich bin nicht aus dem Osten, sondern aus dem “Ländle”!

2 Gedanken zu „Mein (erstes) Girokonto

  1. Thomas

    Zwischen und früher und heute gibt es in diesem Bereich einige Änderungen und es ändert sich immer wieder etwas. Hier kommt man nicht umher, um sich auf den laufenden zu erhalten, um das bestmögliche Angebot nutzen zu können. Mittlerweile wird allerdings auch so viel online erledigt, dass es immer weniger Geldhäuser gibt.

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    1. stoertebeker Beitragsautor

      Natürlich sollte die o.g. Auswahl einer steten Überprüfung unterliegen. Dennoch, diese Geschichte stammt aus einer ländlichen Region, früher wurde gewählt: “Gehste dort hin, oder dort hin oder dort ….”, diese Wahl wurde dann ein Leben lang beibehalten. Zumal oft genug mit dieser Wahl Deines Finanzhauses auch eine gewisse Zugehörigkeit in Sozialschichten mit ihren Ausdruck fand.
      Klar, heute ist das meiste online zu erledigen, aber die Wahl wurde insofern deutlich eingeschränkt, da der Bezug von Bar-Geld erschwert wurde. Und: einen Geldschein-Drucker habe ich im Handel noch nicht gefunden 😉

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